Neues „Shanhaijing“
Ausstellung zeitgenössischer Kunst über einen Klassiker der chinesischen Mythologie
Mythen sind die Wiege der menschlichen Kultur und Moralvorstellungen.
Die Kraft des Mythos verleiht den Wünschen Flügel, erweckt die Weisheit und weitet den Geist.
Erinnert man sich noch an so vertraute alte Mythen und Legenden aus dem frühen chinesischen Altertum wie „Pangu öffnet den Himmel“, „Kuafu jagt der Sonne nach“, „Chang-e fliegt zum Mond“ oder „Jingwei gießt Wasser ins Meer“? Alle diese Mythen stammen aus dem Klassiker „Von Bergen und Meeren“, dem „Shanhaijing“.
Das „Shanhaijing“ ist ein in der frühen Qin-Zeit entstandenes bedeutendes Schriftzeugnis, das die Mythen des chinesischen Altertums erzählt. Es enthält das Wissen der Menschen des Altertums über Natur und Wetter, Kultur und Erfindungen und die Entstehung der Arten. Es bezeugt nicht nur die erfolgreichen Veränderungen durch die Yanhuang-Vorfahren bei den Auseinandersetzungen auf der Zentralebene, sondern beschreibt auch die Freizeitbeschäftigungen jener Ahnen beim Fischen, Holzsammeln oder Pflügen.
Die Ausstellung „Neues `Shanhaijing´ - Zeitgenössische Kunst über einen Klassiker der chinesischen Mythologie“ wird in Zusammenarbeit des Chinesischen Kulturzentrums Berlin mit dem Büro für Kultur und Tourismus der Provinz Zhejiang veranstaltet. Für das die Schau ausgestaltende Kunstmuseum Zhejiang kommt dabei eine ganz neue Praxis des künstlerischen Schaffens zum Tragen, die von der im „Shanhaijing“ entwickelten ursprünglichen Ästhetik und der altertümlichen Mythologie ausgeht. Es wird Bezug genommen auf die grundlegenden Merkmale des altertümlichen mythologischen Denkens, nämlich Chaos, Bildhaftigkeit und Moral, sowie auf die kulturellen und religiösen Hintergründe. So wird eine „östliche Imagination“ vermittelt und die philosophische Sicht auf die mythologische Metapher der „östlichen Weisheit“ fokussiert. Antike Schriften und Dokumente, Geisterbilder und kulturelle Konnotationen werden eingehend analysiert und verdeutlicht. Somit wird die zeitgenössische, die reale und die weltweite Bedeutung der herausragenden traditionellen Kultur Chinas tiefschürfend zum Ausdruck gebracht.
Das Lebensbewusstsein des „Shanhaijing“ wird aus den drei Perspektiven Kosmos – Zeit – Raum, Geisterhaftes und Unbekanntes sowie poetischer Kontext interpretiert. Darauf beziehen sich die drei Themenabschnitte „Hongmeng – Überlieferte Texte des Tianshu“, „Taotie: Bilder von der Welt“ und „Wumei: Neue Geschichten von Himmel und Erde“. Die Ausstellung zeigt insgesamt 124 in rund 50 Gruppen zusammengefasste Werke. Fast 50 bedeutende in- und ausländische Künstler sind daran beteiligt.
Die Ausstellung ist reichhaltig und faszinierend sowie auf neue Art und originell konzipiert.
1. Abschnitt: „Hongmeng – Überlieferte Texte des Tianshu“
In diesem Abschnitt, in dessen Titelbezeichnung „hongmeng“ an das in den Mythen beschriebene Ursprungschaos vor dem Entstehen von Himmel und Erde anspielt, wird historischer Stätten, berühmter Gärten und Paläste gedacht und dazu aufgefordert, den in den Höhen und Tiefen abgelagerten uralten Staub zu vertreiben. Dann nämlich wir unter den Prägungen der Meere und Wolkenfelder die friedvolle Szenerie des harmonischen Miteinanders von Mensch und Himmel sichtbar. Es kommt eine urzeitliche humanistische Haltung der Hingabe an die himmlischen Gesetze und an die Natur zum Vorschein.
Dieser Abschnitt enthält insgesamt 43 Werke.
2. Abschnitt: „Taotie – Bilder von der Welt“
„Taotie“ (wörtlich: Vielfraß) erzählt von den Seelen der Berge und Flüsse, der Seen und Meere, von den Geistern der wilden Tiere, der Vögel, Fische und Insekten, von den Empfindungen der Gräser, Bäume, Blumen und Früchte, alles im Wandel wie die Bewegungen des Wassers. Es entfaltet sich eine prächtige Bilderrolle, die die Berge und Meere dieser Welt zeigt und die die Fantasie zum Nachdenken über den poetischen Geist des Ostens anregt.
Zu diesem Abschnitt gehören 60 Werke.
3. Abschnitt: „Wumei – Neue Geschichten von Himmel und Erde“
„Wumei“ (wörtlich: im Schlafen und Wachen) erfasst alle belebten und unbelebten Dinge in ihrer vergänglichen Form. Irdische Weisheit kann sich in einem Augenblick in Fantasie und Zukunftsvisionen verwandeln. Erleuchtet und inspiriert findet man sich ohne Zeit- und Raumgefühl und ohne Grenzen für Körper und Geist. Jenseits aller irdischen Plagen gibt es ein Land des Vergessens und der großen Harmonie.
In diesem Abschnitt werden 21 Werke gezeigt.